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Es wird zu Recht viel von Mindestlöhnen gesprochen, aber man muss auch mal den Gedanken an Höchstlöhne thematisieren.
Dazu muss ich wieder einmal auf den alten Denkfehler eingehen, die Geldmenge würde sich auf wundersame Weise erhöhen, wenn die Menschen mehr arbeiten.
Das ist falsch.
Arbeit, also die Produktion von Getreide, Fleisch, Milch, Brot, Maschinen, etc. oder die Bereitstellung von Dienstleistungen,
hat mit der Geldmenge absolut nichts zu tun.
Es ist so.
Ob jemand 4 Stunden am Tag arbeitet, ob er 10 Stunden am Tag arbeitet oder ob er gar nicht arbeitet:
nichts davon sorgt dafür, daß die Geldmenge auch nur um einen Cent zu- oder abnimmt.
Seine Arbeit bzw. seine Produktivität hat nur Einfluß darauf, ob dem vorhandenen Geld Waren gegenüberstehen, die mithilfe von Geld ausgetauscht werden können.
Produktivität definiert also den Wert des Tauschmittels: je mehr die Leute herstellen, desto mehr können sie auch austauschen.
Produktivität hat jedoch mit der Menge des Tauschmittels gar nichts zu tun.
Das Tauschmittel selber wird, im Gegensatz zu den gehandelten Waren, nicht verbraucht oder erschaffen.
Wenn ich für 100 Euro Feuerwerk kaufe und die Raketen in 5 Minuten verballere, dann hat das keinen Einfluß auf die Geldmenge: die 100 Euro liegen auch nach dem Feuerwerk fein säuberlich in der Kasse des Geschäftes, bei dem ich das Feuerwerk kaufte.
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Die Geldmenge ist also begrenzt und sie ist endlich.
Und es gibt nicht mehr Geld dadurch, daß die Arbeiter mehr arbeiten.
Wenn Geld also endlich ist und es sich im Laufe der Zeit bei immer weniger Leuten ansammelt, dann kommt das System zwangsläufig zum Erliegen.
Gehen wir dazu wieder auf unsere Insel, mit den 10 Millionen Einwohnern und den 10 Milliarden Talern (1.000 Taler pro Person).
Die Geldmenge auf der Insel ist konstant.
Nehmen wir nun an, daß auch auf dieser Insel Marktwirtschaft herrscht, Wettbewerb und daß größere Firmen die kleineren schlucken.
Arbeiten werden maschinisiert, Löhne werden gesenkt, Leute entlassen und das ganze Kapital sammelt sich bei wenigen Eigentümern.
Nehmen wir den Fall an, daß die Kapital-Konzentration dazu geführt hat, daß es 10.000 Millionäre auf der Insel gibt.
Ihr werdet sagen:
Das ist doch nicht viel!
Und eine Million, das ist doch noch gar kein „Reichtum“.
Dazu ist nur jeder tausendste Inselbewohner, also 1 Promille der Gesamtbevölkerung, Millionär.
Das dürfte sich doch gar nicht auswirken, oder?
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Falsch gedacht.
Wenn auf meiner Modellinsel nur 1 Promille der Bevölkerung zum „Taler-Millionär“ geworden ist, ist die Volkswirtschaft dieser Insel am Ende.
10.000 Leute, die jeweils 1 Million haben, haben nämlich insgesamt 10 Milliarden Taler, also die gesamte Geldmenge der Insel.
Das gesamte Geld der Insel befindet sich dann in der Hand dieser 1 Promille und die restlichen 99,9% haben exakt NULL Taler.
Das heißt, 99,9% der Bevölkerung können ihre Waren nicht mehr austauschen und es spielt auch keine Rolle, ob sie mehr arbeiten.
Es wird natürlich eher das Gegenteil passieren:
Da die einzigen, die auf dieser Insel noch über Geld verfügen, diese 10.000 Millionäre sind, sind auch sie die einzigen, die noch etwas nachfragen können.
Sprich:
die gesamte Inselbevölkerung wird sich auf diese 10.000 Leute reduzieren und diejenigen, die Waren/Dienstleistungen für diese Leute herstellen.
Alle anderen werden nicht gebraucht, alle anderen können nicht mehr am Wirtschaftskreislauf teilnehmen, für alle anderen braucht nicht mehr produziert zu werden.
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Silvio Gesell, der natürlich über die Endlichkeit der Geldmenge Bescheid wusste, formulierte darum zu Recht:
Reichtum und Armut sind gleichermaßen verkehrte Zustände, sie gehören nicht in einen geordneten Staat.
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Reichtum erzeugt zwangsläufig Armut, denn das Geld, was der eine bei sich rumliegen hat, kann kein anderer benutzen.
Wobei ich Reichtum nicht prinzipiell kritisch gegenüberstehe, sondern bloß der sinnlosen Akkumulation von Kapital.
Wenn also jemand 10.000 Taler im Monat verdient, diese jedoch auch innerhalb eines Monats ausgibt, dann ist das kein Problem.
Wenn aber jemand 10.000 Taler im Monat verdient und davon 9.000 in sein Sparschwein steckt, dann sorgt er dafür, daß jeden Monat 9 andere Leute ihren Job verlieren.
Nach 12 Monaten hat derjenige rund 100.000 Taler angespart, also dem Kreislauf entzogen und 100 Leute sind arbeitslos.
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Ich sollte mich aber präzisieren: nicht Reichtum an sich erzeugt Armut, sondern der Entzug von Geld.
Reiche Leute wie Boris Becker oder andere Idioten, die ihre Millionen binnen weniger Jahre ausgeben, sind für die Volkswirtschaft keine Gefahr, denn das Geld fließt schnell wieder zurück.
Wenn Boris Becker also für 5 Millionen eine Villa baut, dann habe ich damit überhaupt kein Problem, denn in dem Moment sind die 5 Millionen ja bei den Leuten gelandet, die sie ihm gebaut haben.
Das Problem sind Leute, die viel Geld haben, aber dieses nicht mehr weiterverteilen, sondern horten.
Denn Geld, das nicht zum Erwerb von Waren/Dienstleistungen verwendet wird, kommt niemandem zugute und kann niemandes Lebensunterhalt sichern.
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Ein Staat, bei dem das Volkswohl die oberste Maxime ist, muss also sowohl Mindestlöhne, aber auch Höchstlöhne definieren.
Denn da die Geldmenge begrenzt ist, hängt beides zwangsläufig zusammen.
Je mehr der eine hat, desto weniger bleibt für alle anderen.
Ich halte ein Gehalt von 5.000 Euro netto pro Monat für die absolute Schmerzgrenze, was Höchstlöhne angeht.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß ich schon ab 3.000 Euro netto nicht wüsste, was ich damit anfangen sollte; die 5.000 Euro sind also großzügig bemessen.
Die primäre Aufgabe von Geld ist der Austausch von Waren/Dienstleistungen.
Es macht keinen Sinn, wenn immer mehr Geld sich bei Leuten ansammelt, die es gar nicht mehr dafür benötigen,
während es den Leuten fehlt, die zwar Bedürfnisse befriedigen wollen, dieses aber mangels Geldes nicht können.
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(„Die Wirtschaft ankurbeln“? Kein Problem. Die Steuereinnahmen einfach den Leuten geben, die am wenigsten haben; schon steigt der Umsatz, damit die Produktion und damit der Bedarf nach Arbeitskräften. Einem Milliardär ein paar weitere Millionen zu geben und dann zu glauben, daß der jetzt aus lauter Dankbarkeit Arbeitsplätze schafft: das ist wahre Dummheit)
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Deswegen braucht man meiner Meinung nach eine Vermögenssteuer, die nach einem ganz einfachen Prinzip funktioniert:
Über einen Zweijahreszeitraum werden alle privaten Netto-Einkünfte einer Person betrachtet; Firmenausgaben für Modernisierung, Reparatur, Wartung, Personalkosten etc. werden selbstverständlich nicht berücksichtigt.
Und alles, was über 120.000 Euro (5.000 x 24) hinausgeht, wird abgezogen.
Wenn jemand also schlau ist und 10.000 Euro pro Monat verdient, dann kann er sich im nächsten Jahr auf die faule Haut legen und er bekäme keinen Cent abgezogen.
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Wer die Wirtschaft ankurbeln will, der muss Geld den Leuten geben, die am wenigsten haben.
Diese Idiotie, reichen Leuten Steuergeld in den Rachen zu werfen, weil diese versprechen, „Jobs“ zu schaffen, macht ja nicht einmal von der Logik her Sinn!
Überlegt mal!
Das Geld, was der Chef von Aldi, Lidl, Rewe oder auch nur von einem Fahrradladen seinen Angestellten zahlt, ist das das private Geld der Chefs, zahlen die das aus lauter Gutherzigkeit von ihrem Privatvermögen?
Nein, natürlich nicht.
Das Geld, was der Arbeiter als Lohn erhält, ist das umverteilte Geld der KUNDEN, die in den jeweiligen Geschäften eingekauft haben.
Haben die Kunden kein Geld, bekommen auch die Arbeiter kein Gehalt; so einfach!
Jemand, der glaubt, sein Job sei umso sicherer, je reicher sein Chef ist und je ärmer die Kunden, hat irgendetwas nicht begriffen.
Der Chef zahlt keine Gehälter, die Kunden zahlen die Gehälter!
Nicht der Chef schafft Jobs, sondern die Kunden!
Aber nur Kunden, die Geld haben.
Ein Staat, der den Armen (Konsumenten) das Geld kürzt und den Reichen gibt, damit diese „Arbeitsplätze schaffen“, das ist Realsatire.
Wäre ich ein bösartiger Wirtschaftsbonze, ich würde ständig Lachanfälle bekommen über die Dummheit der Leute, die auf einen derartigen Unsinn reinfallen!
„Volk der Dichter und Denker“…
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LG, killerbee
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PS
Anstoß zu diesen Gedanken war folgender Artikel:
Zu hohes Gehalt?
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