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Nochmal zur Rekapitulation das wichtigste aus dem ersten Teil:
Bei der Rente handelt es sich um ein Umlagensystem.
Die jetzt eingezahlten Rentenbeiträge werden nicht irgendwo gespart oder investiert, sondern direkt für die jetzigen Rentner verwendet.
Wie hoch die Rente in 20 Jahren ist, ist also nicht davon abhängig, wieviel die Leute einbezahlt haben, die dann in Rente gehen,
sondern ausschließlich davon, wie viel in 20 Jahren in die Rentenkasse eingezahlt wird!
Wenn jemand insgesamt in seinem Leben 100.000 Euro in die Rentenkasse eingezahlt hat,
aber es zum Zeitpunkt seines Eintritts in das Rentenalter keine Leute mehr gibt, die in die Rentenkasse zahlen, beträgt seine Rente genau NULL Euro.
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Ganz logisch folgt aus diesem Mechanismus, daß die Arbeiter im Eigeninteresse (denn sie wollen ja irgendwann selber Rente beziehen),
sich dafür einsetzen sollten, daß möglichst viele Arbeiter möglichst gut bezahlt werden, weil diese dann auch viel von ihrem Gehalt in die Rentenkassen einzahlen.
Trivial.
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Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt die „Praktikanten-Seuche“.
Wenn ein Betrieb damit beginnt, Tätigkeiten von unbezahlten Praktikanten ausführen zu lassen, so werden andere nachziehen und das ebenfalls tun.
Praktikanten zahlen jedoch nicht in die Rentenkasse ein.
Ihr werdet vielleicht denken: „Ach, das sind doch Peanuts, die paar Praktikanten!“
Wie viele Praktikanten es aktuell in Deutschland gibt, habe ich nicht gefunden, aber in einem Artikel von 2007 heißt es:
Mitte des Jahres 2006 gab es circa 600.000 Praktikanten in Deutschland, geht aus der IAB-Studie hervor.
Da Praktika häufig nur wenige Wochen oder Monate dauern, liegt die Zahl der jährlich absolvierten Praktika um ein Mehrfaches darüber.
Zuverlässige Zahlen, wie viele Praktika pro Jahr abgeleistet werden, gibt es bislang nicht.
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Gut, nehmen wir irrationalerweise an, daß diese Zahl auch für das Jahr 2017 noch gilt.
Nehmen wir an, daß diese Praktikanten Vollzeit zum Mindestlohn bezahlt würden und berechnen ihren Rentenbeitrag:
42 Stunden pro Woche x 4 = 168 Stunden pro Monat.
168 x Mindestlohn 8,80 Euro = 1.478 Euro pro Monat brutto.
Rentenbeitrag sind 18,7% vom Bruttolohn = 276 Euro.
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Einfache Frage:
Glaubt ihr nicht, daß es einen gewaltigen Unterschied in diesem Land machen würde, wenn man den 600.000 ärmsten Rentnern 276 Euro zusätzlich geben würde?
Um ehrlich zu sein, macht es heutzutage für Viele schon einen Unterschied, ob sie 50 Euro mehr im Monat haben!
Statt 600.000 Rentnern 276 Euro monatlich mehr zu geben, könnte der Staat auch
1,2 Mio Rentnern 138 Euro mehr geben,
oder mehr als 3 Mio Rentnern 50 Euro mehr geben!
Lediglich, indem man den 600.000 Praktikanten in Deutschland den Mindestlohn zahlt!
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(Altersarmut wirksam bekämpfen? Einfach allen Praktikanten den Mindestlohn bezahlen!)
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Wisst ihr, was mich am meisten stutzig macht?
Ich bin nun wahrlich kein Genie.
Und daß ein Zusammenhang besteht zwischen der Höhe der Renten und dem, was von den Arbeitern in die Rentenkassen eingezahlt wird, das versteht ein 5-Jähriger.
Wo sind nun aber die Zeitungen, die Gewerkschaften, die angeblich „linken“ Parteien, die solche simplen Artikel schreiben und unters Volk bringen, um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen?
Es liegt doch im ureigensten Interesse der Arbeiter, die Rente zu stabilisieren.
Warum vertritt keine Partei die total simple Forderung:
Abschaffung von unbezahlten Praktika und 1-Euro Jobs und stattdessen Entlohnung zum Mindestlohn!
Im selben Moment wäre das ganze Geschwätz von „Altersarmut“ vom Tisch und das Problem gelöst.
Endgültig und in Übereinstimmung mit Grundgesetz und Menschenrechten, zu denen sich Deutschland übrigens formell bekannt hat.
Dort heißt es in Artikel 23, Satz 2:
Alle Menschen haben ohne jede unterschiedliche Behandlung das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
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Niemals werde ich das süffisante Grinsen des hintervotzigen deutschen Ausbeuters vergessen, der daraufhin sagte: „Darum heißt das, was Sie machen, ja auch „Praktikum“ und nicht „Arbeit“!“
Die deutsche Elite hat mittlerweile offenbar denselben Grad an moralischer Verkommenheit erreicht wie die Angelsachsen, die einfach dasselbe anders bezeichnen, um sich dann vor den entsprechenden Bestimmungen oder Gesetzen zu drücken.
Ich meine:
Zwangsarbeit bleibt Zwangsarbeit,
Ausbeutung bleibt Ausbeutung.
Auch wenn man diesen Fakt mit immer neuen Worten zu verschleiern sucht.
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Zurück zur Rente und „Renten-Karma“.
Ich habe selber vor einiger Zeit mal ein Praktikum gemacht und dann im kleinsten Kreis beiläufig fallen lassen, daß ich das für Ausbeutung halte.
Zwei Tage später wusste es der ganze Betrieb und natürlich wurde ich auch bei den Vorgesetzten „verpetzt“.
Das nenne ich hervorragende Konditionierung!
Statt zu begreifen, daß meine Forderung nach Bezahlung sofort der Rentenkasse und auf lange Sicht allen Arbeitern zugute kommt,
waren die Leute ganz empört, daß ich GELD für meine geleistete Arbeit forderte!
Wirklich, bessere Arbeiter können sich die Bonzen in diesem Arbeitslager nicht wünschen.
Statt daß die Arbeiter sich auf die Seite der Prakikanten schlagen, heißen sie es gut, wenn immer mehr Arbeit nicht bezahlt wird.
Dabei haben die Arbeiter noch nicht einmal etwas davon!
Oder glaubt ihr, das Gehalt der Stamm-Arbeiter wird größer, wenn mehr Praktikanten dort ohne Bezahlung arbeiten?
Warum also der Hang zum Denunzieren bei einer völlig verständlichen Forderung?
Im Gegenteil: je mehr Praktikanten die Arbeit erledigen, desto unsicherer wird der Job für die Stammbelegschaft.
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(Deutscher Arbeiter, der es gut findet, wenn immer mehr Arbeit nicht bezahlt wird: sägt an seinem eigenen Job und der eigenen Altersversorgung. So dumm muss man erstmal sein!)
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Letztlich bedarf alles unserer Zustimmung und die Praktikanten-Seuche konnte sich nur deshalb so ausbreiten, weil die Arbeiter sie akzeptierten, unterstützten oder sogar forderten.
Aus Dummheit, aus Mißgunst.
Naja, und so bahnt sich das Karma halt seinen Weg.
Je mehr Zwangsarbeit es gibt, desto weniger ist in den Rentenkassen, desto niedriger sind die Renten.
Allzu gerne würde ich irgendwann mal sehen, wie einer der Arbeiter aus dem Praktikums-Betrieb die Mülltonnen durchwühlt oder sein Leid klagt, daß die Rente zu niedrig sei.
Meine Antwort würde lauten:
„Geschieht Ihnen Recht; das ist Ihr Werk!“
Aber ich befürchte, daß vielen Leuten der nötige Verstand fehlt, um diese Aussage zu begreifen.
Man jammert lieber über eine angebliche Ungerechtigkeit und verschließt die Augen davor, daß man sie selber durch Taten in der Vergangenheit gesät hat.
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Es gibt auf dieser Welt viel weniger Ungerechtigkeit, als die Leute meinen.
Oft ist die Ungerechtigkeit, die einem widerfährt, verspätete Gerechtigkeit.
Und sei es nur dafür, einem Praktikanten kein Geld für seine Arbeit gegönnt und ein faschistisches System durch Denunzieren unterstützt zu haben!
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LG, killerbee
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PS
Als „Take-Home-Message“:
Altersarmut oder Elendsrenten sind kein Schicksal, sie sind nicht unausweichlich und sie sind auch nicht „plötzlich“ oder „unerwartet“ über die Deutschen hereingebrochen.
Sie sind das direkte und erwünschte Resultat der menschenverachtenden „Agenda 2010“, durch die immer mehr reguläre Arbeit von unbezahlten (Praktikum) oder sittenwidrig niedrig (1 Euro Job) bezahlten Leuten ausgeführt wird, die nicht in die Rentenkassen einzahlen.
Und natürlich ein Resultat der gottverfluchten Zeitarbeitsfirmen, die sich wie Parasiten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geschaltet haben, welches natürlich den Lohn und somit die Beiträge auch massiv drückt.
Um die Altersarmut wirksam zu bekämpfen, muss man also lediglich:
a) Den Mindestlohn ausnahmslos durchsetzen
b) Zeitarbeit verbieten
Das dürfte schon reichen, daß kein Rentner in dem Land hier mehr im Müll wühlen muss.
Zusätzlich müssen noch sämtliche „Maßnahmen“ abgeschafft werden, die ja keinesfalls Steuergeld einsparen (der ALG2-Empfänger bekommt so oder so seinen Satz), sondern ausschließlich dazu dienen, irgendwelchen „Bildungsträgern“ zusätzliches Steuergeld in den Hintern zu blasen, weil diese die Hartzer einsperren und sie von der Politik so aus der Statistik gestrichen werden können.
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(Diese Leute sind nicht arbeitslos. Sie müssen zwar Bewerbungen schreiben und bekommen HartzIV, aber weil sie das im Rahmen einer „Maßnahme“ tun, werden sie einfach nicht als arbeitslos definiert und fallen so aus der Statistik. Arbeitslosenzahlen senken oder Arbeitslosigkeit senken sind zwei verschiedene Sachen! Sie zählen sogar als „vollbeschäftigt“, was den feinen Unterschied zwischen Arbeit und Beschäftigung verdeutlicht…)
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