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Wie gesagt, die letzte Aufgabe war eine extrem harte Nuss und ich brauchte Wochen, bis ich sie wirklich verstand.
Geht also die nun folgende Auflösung in Ruhe durch, ihr werdet sie sicher verstehen.
Wenn nicht sofort, dann doch nach einiger Zeit.
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Zuerst möchte ich den systematischen Unterschied zwischen A1 und A2 erläutern.
A2 ist praktisch der Normalzustand:
Der Hotelier geht beim Metzger für 100 Euro einkaufen und bezahlt die Waren.
Der Metzger geht beim Bauern für 100 Euro einkaufen und bezahlt die Waren.
Etc.
Alles ganz normal: man erhält Waren/Dienstleistungen und bezahlt mit Geld dafür.
In diesem Fall allerdings haben wir uns mal einen Schein ausgeguckt und dessen Weg wirklich von Person zu Person nachverfolgt.
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In A1 hingegen ist ein Sonderfall dargestellt; hier wurden zwar dieselben Waren und Dienstleistungen ausgetauscht wie in A2, allerdings nicht sofort bezahlt, sondern „angeschrieben“.
Dann kommt der reiche Tourist hinzu, legt die 100 Euro auf den Tresen und der Geldschein vollführt exakt denselben Weg wie in A2.
Was ist also der systematische Unterschied zwischen A1 und A2?
Die ausgetauschten Waren und Dienstleistungen sind es nicht; die sind identisch.
Der Weg des Geldes ist es auch nicht, der ist auch identisch.
Der Unterschied zwischen A1 und A2 besteht darin, daß in A2 die Dienstleistungen sofort mit einem Austausch von Geld verbunden sind,
während in A1 die Dienstleistungen im Voraus erbracht werden und das Geld dann erst später von Person zu Person wandert.
Man kann also sagen, daß in A1 der Warenaustausch und der Geldaustausch lediglich zeitlich entkoppelt wurden!
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Nachdem man verstanden hat, daß der einzige Unterschied zwischen A1 und A2 darin besteht, daß bei A1 der Geldfluß dem Warenfluss nachgeschaltet ist, während er normalerweise synchron verläuft, lassen sich die beiden Übungsaufgaben leicht beantworten.
Die erste Frage lautete: Wo ist die Desinformation bei A1?
Die Antwort lautet, daß die gesamte mitgelieferte Erläuterung von A1 Desinformation ist.
Dort steht ja:
„Niemand arbeitete, niemand produzierte, niemand verdiente etwas, aber alle Beteiligten, Hotelier, Metzger, Bauer, Genossenschaftsmann, Kneipenwirt und Hure sind schuldenfrei.“
Völlig falsch!
Natürlich wurde gearbeitet, natürlich wurde produziert!
Der Hotelier hat doch beim Metzger Waren eingekauft, diese mussten produziert und erarbeitet werden!
Der Metzger hat beim Bauern Waren eingekauft, der Bauer hat diese Waren doch auch produzieren müssen!
Selbst die Hure hat gearbeitet und dem Wirt gegenüber Leistungen erbracht.
Das einzige, was bei A1 fehlte, war ein geeignetes Mittel, um den Austausch der Leistungen auch „formal“ zu vollziehen und dieses Mittel, nämlich den 100 Euro-Schein, lieferte der Tourist.
Da Geld beim Ausgeben nicht verschwindet, ist es völlig irrelevant, daß der Tourist das Geld am Ende wieder mitnimmt, denn im Grunde waren die Beteiligten die ganze Zeit über „schuldenfrei“:
sie hatten sich nämlich durch das Erbringen von Waren/Dienstleistungen in Höhe von 100 Euro schon gegenseitig bezahlt!
(Der Clou bei dieser Anekdote besteht natürlich auch darin, daß die ganzen Beteiligten einen Kreis bilden, so daß sich die Forderungen untereinander aufheben)
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Kommen wir nun zur zweiten Frage: Welches wichtige Prinzip des Geldes wird hier ersichtlich?
Die Antwort lautet, daß Geld nicht verschwindet und mehrfach verwendet werden kann.
In diesem Beispiel haben wir es lediglich mit einem 100 Euro-Schein zu tun, der jedoch in der Geschichte fünf Mal den Besitzer wechselt.
Bedeutet also im Klartext, daß Waren/Dienstleistungen im Wert von 500 Euro ausgetauscht werden können, obwohl sich nur ein 100 Euro Schein im System befindet!
Man erkennt also, daß man bei Geld, um dessen wirtschaftlichen Einfluss zu bemessen, die Umlaufgeschwindigkeit berücksichtigen muss.
Wenn man das Geld armen Leuten gibt, die z.B. ihr Auto reparieren müssen oder mal wieder Essen gehen wollen, dann fließt Geld schnell und kommt der Wirtschaft, also uns allen, zu Gute.
Wenn man das Geld irgendeinem Millionär gibt, packt er es auf sein Konto und hofft auf Zinsen.
Das Geld des Millionärs ist praktisch tot, nutzlos.
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(Wie man anhand dieser Erklärung sieht, hatte Silvio Gesell das Geldsystem wirklich verstanden)
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Silvio Gesell hatte darum das „Schwundgeld“ erfunden, das seinen Wert verlor, wenn es nicht ausgegeben wurde, um die Akkumulation von Kapital zu verhindern.
Ist mMn überhaupt nicht notwendig.
Es würde schon reichen, durch eine moderate Vermögenssteuer von sagen wir 5% dafür zu sorgen, daß „totes Geld“ wieder in „fließendes Geld“ umgewandelt wird, indem man es bei den Bedürftigsten zuerst wieder in den Kreislauf gibt.
Zusätzlich könnte man so etwas wie ein „Höchstgehalt“ definieren, daß z.B. kein Mensch in Deutschland mehr als 5.000 Euro im Monat verdienen darf; netto.
Alles darüber wird abgeschöpft.
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Daß Geld mehrfach verwendet werden kann, hat positive und negative Auswirkungen.
Die positive besteht darin, daß die ganzen Berechnungen, wie viel uns „die Ausländer“ in den nächsten 20 Jahren kosten werden, alle Unsinn sind, weil sie nicht berücksichtigen, daß das von den Ausländern ausgegebene Geld natürlich wieder zum Staat zurückfließt und so erneut ausgegeben werden kann.
Dasselbe bei den Rentnern, Arbeitslosen und sonstigen Empfängern von Transferleistungen;
wenn es nicht so wäre, sondern Geld beim Ausgeben tatsächlich verschwinden würde, dann wären wir schon lange pleite…
Die negative Auswirkung dieser Eigenschaft besteht darin, daß sich aber auch Geldentzug bedeutend stärker auswirkt, als wir uns das gemeinhin vorstellen.
Nehmen wir mal an, die Regierung nimmt 1 Milliarde Steuergeld und überweist sie an eine spanische Bank zur „Eurorettung“, so daß diese Milliarde für uns verloren ist.
Wie groß ist der wirtschaftliche Schaden dieser Aktion?
Man ist geneigt zu sagen: „Naja, eine Milliarde!“
aber das ist falsch, weil es eben vernachlässigt, daß Geld in einem Kreislaufsystem eingebunden ist.
Nehmen wir also an, die Bundesregierung hätte die Milliarde stattdessen so aufgeteilt, daß 10 Millionen bedürftige Bundesbürger 100 Euro in Form einer Sonderzahlung erhalten hätten.
Die geben das Geld sofort aus, so daß dadurch die Wirtschaft allein im ersten Monat dieser Aktion 1 Milliarde mehr Binnen-Nachfrage hätte.
Diejenigen, die das Geld erhalten haben, geben es natürlich auch wieder aus.
Nehmen wir moderat an, daß jeder dieser 100 Euro Scheine alle 2 Monate seinen Besitzer wechselt.
Bedeutet also im Klartext, daß eine Milliarde Euro, die die Regierung an bedürftige Deutsche verteilt, in einem Jahr zu einer zusätzlichen Binnennachfrage von 6 Milliarden Euro führen würde.
Bzw. umgekehrt, daß der Entzug von einer Milliarde Euro aus dem System die Binnen-Nachfrage pro Jahr um 6 Milliarden Euro reduziert, mit den einhergehenden Folgen (weniger Nachfrage=>weniger benötigte Arbeiter=> mehr Arbeitslose => weniger Nachfrage …)
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Anders gesagt:
Nichts ist schlimmer für eine Volkswirtschaft, als die Akkumulation von „totem“, d.h. „ruhendem“ Geld zuzulassen, weil dieses für die Menschen nicht mehr zur Verfügung steht oder Geld aus dem Kreislauf zu entziehen und ins Ausland zu leiten.
Das führt zu Armut, Arbeitslosigkeit, Stillstand.
Dabei ist zu berücksichtigen, daß schon das Abziehen von relativ kleinen Beträgen (z.b. 1 Milliarde) sich durch den Kreislaufcharakter des Geldes verheerend auswirken kann.
Meint ihr, es ist Zufall, daß das Steigen der Arbeitslosigkeit genau damit zusammenfällt, daß der Staat auf einmal zu „Sparen“ begann und zig Milliarden für irgendwelche ominösen „Eurorettungen“ ausgab?
Nein, es ist kein Zufall, sondern natürlich eine Kausalität!
Je mehr der Staat „spart“, also dem Volk Geld entzieht, desto größer wird die Arbeitslosigkeit und die Armut!
Wenn es anders wäre, dann müsste doch die „Agenda 2010“ zu einem wahren Wohlstands- und Anstellungsboost geführt haben, denn überlegt mal, was der Staat da alles gespart hat!
Und was glaubt ihr, wird passieren, wenn man HartzIV noch weiter kürzt und die Leute noch mehr sanktioniert?
Glaubt ihr, dann geht es euch besser?
Nein, dann geht es euch natürlich noch schlechter, weil der Konsum durch die Verringerung der Geldmenge noch weiter zusammenbricht!
Unser aller Arbeitsplatz hängt natürlich davon ab, wieviel Geld im Kreislauf ist und je mehr Geld man den Leuten entzieht, desto wackeliger wird unsere Anstellung!
Wenn wir darum schlau sind, dann fordern wir natürlich, sämtliche Sanktionen für Hartzer zu streichen und ihnen MEHR Geld zu geben, weil es auch ihre Nachfrage ist, die uns am Leben erhält!
Das Geld andererseits, das bei den Bonzen landet, sichert unseren Arbeitsplatz nicht, oder glaubt ihr, ein Milliardär, der zehn Millionen zusätzlich bekommt, kauft deshalb auch nur ein Brötchen mehr ein?
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Wisst ihr, ihr Deutschen seid ein eigenartiges Volk.
Einerseits hochintelligent, aber andererseits glaubt ihr, daß es mehr Geld für euch gibt, wenn die Leute weniger Geld haben!
Wenn man also den Hartzer sanktioniert, die staatlichen Leistungen für alles und jeden einschränkt, erwartet ihr, reicher zu werden!
Wovon denn?
Wie kann denn das Geld, das die Oma nicht mehr hat, bei euch landen?
Das ist wirklich pure Idiotie.
Die einzigen, die reicher werden, sind die Bonzen, die sich dieses Geld dann einverleiben, indem sie irgendwelche „Integrations-GmbHs“ gründen oder Sprachschulen für „Flüchtlinge“.
Aber alle anderen, die wirklich etwas produzieren, sind natürlich die Leidtragenden, wenn sich keiner mehr das kaufen kann, was ihr herstellt!
Nicht euer „Boss“, der „Arbeitgeber“, sichert euren Arbeitsplatz,
sondern die Leute, die eure Leistungen kaufen wollen!
Wenn die aber kein Geld mehr haben, dann kann euer Boss auch nichts machen, sondern wird euch stattdessen als erstes rauswerfen, um Personalkosten zu sparen.
Oder glaubt ihr, der Boss wird sein Privatvermögen antasten, um euren Lohn zu bezahlen?
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LG, killerbee
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